Die Welt der Geldanlagen hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Immer mehr Menschen suchten in den letzten Jahren nach nachhaltigen Investitionsmöglichkeiten, die sowohl finanziellen Gewinn als auch positive Auswirkungen auf die Gesellschaft und die Umwelt haben. Doch angesichts des Ukraine Krieges fragen sich offensichtlich viele Anleger, ob nachhaltige Geldanlagen immer noch eine sichere und ethische Wahl sind. In diesem Artikel werden wir uns mit dem Thema nachhaltige Geldanlage in Zeiten des Ukraine Krieges beschäftigen und das „vermeintliche“ Comeback sogenannter dreckigen Investments näher betrachten.
Die aktuelle Situation
Fakt ist, dass der Krieg in der Ukraine nicht nur die Sicherheit in Europa im Ganzen gefährdet, sondern auch erhebliche wirtschaftliche Belastungen mitbringt. Im Allgemeinen zu spüren bei den gestiegenen Lebensmittelpreisen, Energiekosten und in zahlreichen anderen Bereichen. Auch wenn sich an der einen oder anderen Stelle mittlerweile wieder so etwas wie eine Entspannung bei den Preisen, vor allem im Lebensmittel- und Energiebereich erkennen lässt, sind die wirtschaftlichen Folgen des Krieges spürbar, was sich vor allem beim Blick auf die Inflations-Daten weltweit mehr als deutlich zeigt.
Das Comeback der dreckigen Investments?
Angesichts des Ukraine Krieges und seiner Auswirkungen erleben wir jedoch auch am Kapitalmarkt eine bedauerliche Entwicklung – das Comeback der dreckigen Investments. Unter dreckigen Investments versteht man Investitionen in Unternehmen oder Sektoren, die umweltschädlich, sozial unverantwortlich oder ethisch fragwürdig sind. Diese Art von Investments war in den letzten Jahren rückläufig, da immer mehr Anleger auf nachhaltige Geldanlagen setzten. Doch der Ukraine Krieg hat die Aufmerksamkeit vieler Investoren abgelenkt und zu einem verstärkten Fokus auf kurzfristige Gewinne geführt, ohne Rücksicht auf die sozialen und ökologischen Auswirkungen zu nehmen.
Verbindung zwischen dem Krieg in der Ukraine und „unsauberen Investitionen“
Die Verbindung zwischen dem Ukraine Krieg und unsauberen Investitionen liegt zum einen sicherlich in der Unsicherheit und Volatilität an den Kapitalmärkten, die der Konflikt mit sich bringt. Doch auch die Rendite-Aussichten in bestimmte Branchen leisten ein Übriges für dieses Comeback dreckiger Branchen.
Bittere Realität ist, dass in solchen Zeiten sich Anleger oft von kurzfristigen Gewinnmöglichkeiten leiten lassen, auch wenn diese mit ethischen und nachhaltigen Bedenken einhergehen. Moral, grünes Gewissen, soziale Verantwortung? Fehlanzeige!
Ein Beispiel für unsaubere Investitionen im Zusammenhang mit dem Ukraine Krieg sind Investitionen in Unternehmen, die an der Produktion von Waffen oder militärischer Ausrüstung beteiligt sind. Solche Investitionen tragen zur Eskalation des Konflikts bei und stehen im Widerspruch zu den Prinzipien der nachhaltigen Geldanlage. Und doch erleben diese Aktien einen ungeahnten Boom. Kaum ein Land in Europa, dass nun nicht aufgrund des Krieges in der Ukraine seinen Wehr-Etat aufstockt und damit die Grundlage für Goldene Umsätze bei den Rüstungskonzernen weltweit sorgt. Allein die Ankündigung der Bundesregierung mehr als 100 Milliarden Euro in die Bundeswehr investieren zu wollen, ließ die Aktienkurse deutscher Rüstungsunternehmen gen Himmel schnellen.
Doch der damit in Trend gekommene Begriff der „Zeitenwende“ gilt seitdem nicht mehr nur für die Armee und Rüstungsindustrie, sondern auch für die Branche der nachhaltigen Geldanlagen.
Belegt wird diese Zeitenwende unter anderem auch dadurch, dass zum einen Atom und Gas als nachhaltig eingestuft wurde, zum anderen aber auch dadurch, dass aufgrund der gestoppten Energielieferungen (ÖL und Gas) aus der Russischen Föderation, die Diskussion um die Energiebeschaffung in eine Richtung getrieben wurde, die vor dem Februar 2022 wohl niemand auf dem Schirm hatte. Die Folge? Aufgrund der gestiegenen Rohstoff-Preise waren plötzlich Unternehmen aus dieser Branche deutlich mehr wert als noch Monate zuvor und somit begehrtes Investitionsziel zahlreicher Anleger.
- Warum also grün investieren, wenn allein diese beiden, so gar nicht nachhaltig agierenden Branchen, mit überaus stattlichen Renditen winken?
- Warum sich mit 6-8 % jährlicher Rendite zufriedengeben, wenn man mit Rüstungsaktien ein Vielfaches dessen in einem Jahr erreichen kann?
Rückkehr dreckiger Aktien: Intransparenz und Greenwashing bei nachhaltigen Geldanlagen tun ihr Übriges
Doch auch ein anderer Effekt spielt bei dem Comeback dreckiger Aktien eine gewichtige Rolle und das ist ein hausgemachtes Problem der Investment-Branche selbst – Stichwort: Mangelndes Vertrauensniveau bei Anlegern.
Hervorgerufen vor allem durch Greenwashing und einem gewissen Maß an Intransparenz. Nach den zahlreichen Skandalen bei ESG-Fondsanbietern zeigte sich zuletzt in zahlreichen Marktanalysen, dass hiermit bei den Anlegern ein erheblicher Vertrauensverlust einherging. Allein die so scheinbar hervorgerufene Erkenntnis seitens des Anlegers, dass „grün investierende Kapitalanlage-Angebote“ oftmals vom eigenen Verständnis einer nachhaltigen Geldanlage weit entfernt sind, dürfte ebenso einen gewichtigen Beitrag zum Comeback zuvor genannter „dreckiger“ Aktien geleistet haben.
Was bleibt als Fazit?
Was bleibt also als Fazit? Trotz des Ukraine Krieges und des Comebacks der dreckigen Investments gibt es weiterhin Möglichkeiten für nachhaltige Geldanlagen. Keine Frage: Anleger sollten sich bewusst sein, dass der Konflikt und seine Auswirkungen Herausforderungen mit sich bringen. Es ist wichtig, Risiken und Renditen abzuwägen, transparente Investitionsmöglichkeiten zu suchen und sich nach wie vor für nachhaltige Praktiken einzusetzen. Nachhaltige Geldanlagen bieten auch in Zukunft die Möglichkeit, positive Veränderungen zu fördern und gleichzeitig finanzielle Ziele zu verfolgen. Allein die Ankündigung der Ukraine nach dem Krieg in den Neu-Aufbau einer mehr nachhaltig ausgerichteten Energie-Infrastruktur investieren zu wollen, macht deutlich, dass hier Anlagechancen liegen.
Prokurist und Leiter Portfoliomanagement, Wirtschaftsinformatiker (EBS), über 25 Jahre Erfahrung als Händler (Eurex-, Xetra- und NASD-Lizenz) und Portfolio- und Fondsmanager u.a. für Absolute-Return-Produkte bei Investmentboutiquen. Seit 2009 bei der FiNet Asset Management GmbH in Marburg als Fonds- und Portfoliomanager tätig.
Frank Huttel ist spezialisiert u.a. auf Produktentwicklung und der Fondsauswahl und hat fundiertes Know-how im klassischen sowie alternativen Asset-Management. Seit 2019 ist er SRI-Advisor (EBS) und Climate Reality Leader (2018). Außerdem ist er Mitinitiator von vividam, dem nachhaltigen Robo-Advisor.