In der öffentlichen Wahrnehmung gewinnt Nachhaltigkeit zunehmend an Bedeutung. Doch in Bezug auf Geldanlagen scheint dieses essenzielle Thema noch nicht die gebührende Aufmerksamkeit zu erhalten. Diese Situation wirft die Frage auf, warum dies der Fall ist und welche Gründe hinter der zögerlichen Haltung der Investoren stehen. Dieser Frage ist nun ein Finanz-Portal im Rahmen einer Marktanalyse auf den Grund gegangen.
Entscheidende Erkenntnis: Nachhaltigkeit bei Geldanlagen haben einen untergeordneten Stellenwert
Eine entscheidende Erkenntnis aus der Markt-Analyse liegt vor: Etwa 90% der deutschen Bürger geben an, dass Nachhaltigkeit bei der Geldanlage immer noch nicht als entscheidendes Kriterium betrachtet wird. Dabei liegen laut zahlreichen anderen Analysen nachhaltige Investments nachwievor im Trend. Was hält Anleger alos davon ab, grün zu investieren? Liegt es etwa daran, dass zahlreiche Anleger immer noch die Position vertreten, dass ein Investment in nachhaltige Anlageprodukte mit einem Verzicht auf starke Renditen einhergeht? Doch gerade diese Einschätzung beziehungsweise Position seitens zahlreicher Anleger erfolgt zu Unrecht, wenn man sich einfach mal die Performance zweier bekannter Indices etwas genauer ansieht.
Betrachten wir an dieser Stelle einmal die Wertentwicklung des MSCI World Index als Maßstab: Über einen Zeitraum von fünf Jahren verzeichnete dieser einen beachtlichen Anstieg von etwa 38%. Betrachtet man diese Performance allein, so entsteht hier der Eindruck einer starken Performance, die Anlegern eine stattliche Rendite einbrachte. Allerdings ist das nur die eine Seite der Medaille, vor allem dann, wenn man diese Performance dem grünen Pendant des MSCI World Index gegenüberstellt.
Denn im Gegensatz dazu wies sein nachhaltiges Gegenstück, der MSCI World SRI (Socially Responsible Investment), einen beeindruckenden Anstieg von knapp 81% auf. Diese objektive Analyse der Wertentwicklung zeigt, dass die Renditen nachhaltiger Investitionen keineswegs unter denen konventioneller Anlagen liegen. An vermeintlich geringeren, erzielbaren Renditen durch ein Investment in nachhaltige Anlageprodukte kann es also belegbar nicht oder nur bedingt liegen und wenn, ist dieses Argument schlicht und einfach falsch.
Diese Erkenntnis erfordert also eine genauere Betrachtung unter anderen Aspekten, um die Gründe für das zögerliche Verhalten der Anleger gegenüber nachhaltigen Investments zu ergründen.
Die Hürden auf dem Weg zur Nachhaltigkeit
Dabei muss an dieser Stelle Folgendes festgestellt werden: Die Hürden auf dem Weg zur Nachhaltigkeit sind vielschichtig und sollten nicht vernachlässigt werden. Diverse Studien haben wiederholt bestätigt, dass unterschiedliche Faktoren eine Rolle spielen, die die Bürger von nachhaltigen Investitionen abhalten. Hierzu gehören vor allem die 3 folgenden Gründe:
Problem 1 – die Sorge vor dem Greenwashing
An vorderster Stelle stehen hierbei Bedenken in Bezug auf sogenanntes „Greenwashing,“ bei dem Anlageprodukte als nachhaltig vermarktet werden, obwohl sie dies in Wirklichkeit nicht sind. Gerade die Offenlegung entsprechender Greenwashing-Praktiken innerhalb der Investment-Branche in den letzten Monaten haben offensichtlich deutliche Spuren bei den Anlegern hinterlassen. Hier hat sich also die Branche in gewisser Hinsicht selbst ein Bein gestellt. Doch auch anderer Stelle ist ein generell existierendes Manko innerhalb der breiten Anlegerschaft zu erkennen.
Problem 2 – zu wenig Vertrauen in das eigene Finanzwissen und Angst vor dem Anlagerisiko
Denn hier spielt ein als zu gering empfundenes persönliches Wissen über nachhaltige Finanzprodukte eine entscheidende Rolle. Tatsächlich geben 21% der Befragten an, dass sie diese Faktoren als Hindernis betrachten. Weitere 16% zögern, in nachhaltige Geldanlagen zu investieren, da sie Bedenken bezüglich des als zu hoch eingeschätzten Risikos hegen.
Problem 3 – nachhaltige Anlageprodukte sind zu intransparent
Ebenso bekunden 21% den Wunsch nach einer besseren Erklärung der nachhaltigen Finanzprodukte, da dies die Wahrscheinlichkeit eines Investments erhöhen würde. Hier wird deutlich, dass Aufklärung und Information entscheidende Schlüssel sind, um das Vertrauen der Investoren in nachhaltige Anlagen zu stärken.
Die Rolle des Finanz-Wissens seitens der Anleger
Womit an dieser Stelle Folgendes nochmals deutlich wird: Die Einstellung gegenüber nachhaltigen Investments hängt stark vom Kenntnisstand der Anleger ab. Einsteiger auf dem Börsenparkett sind weniger davon überzeugt, dass ausschließlich nachhaltige Investments langfristig die Rentabilität gewährleisten können, im Vergleich zu Finanzexperten. Andererseits würden 18% der Anleger eher bereit sein zu investieren, wenn die Rendite vergleichbar mit herkömmlichen Investments wäre.
Diese Wahrnehmung ist klar auf mangelnde Information zurückzuführen, da verschiedene Studien als auch der zuvor genannte Performance-Vergleich aufgezeigt haben, dass nachhaltige Investments im Durchschnitt sogar zu höheren Renditen führen können.
Interessant ist hingegen, dass das Gros der Anleger die Ansicht vertritt, dass durch nachhaltige Investitionen Fortschritte im Kampf gegen den Klimawandel erzielt werden können.
Zusammenfassung und Fazit
Insgesamt verdeutlicht diese Analyse, dass die Zurückhaltung gegenüber nachhaltigen Investments auf verschiedene Faktoren zurückzuführen ist. Es ist von entscheidender Bedeutung, diese Faktoren zu verstehen und aufzuklären, um eine nachhaltigere Zukunft in der Welt der Finanzen zu fördern.
Die Bedeutung der Nachhaltigkeit in der Finanzwelt sollte nicht unterschätzt werden. Indem wir diese Hürden überwinden und mehr Wissen sowie Verständnis schaffen, können wir eine positive Veränderung in der Art und Weise bewirken, wie Geld angelegt wird, und gleichzeitig zur Lösung globaler Probleme wie dem Klimawandel beitragen. Es liegt an uns, diese Gelegenheit zu nutzen und eine nachhaltigere Zukunft zu gestalten. Unsere Finanzentscheidungen haben die Kraft, die Welt zu gestalten, und es ist an der Zeit, diese Kraft für das Gemeinwohl einzusetzen.
Prokurist und Leiter Portfoliomanagement, Wirtschaftsinformatiker (EBS), über 25 Jahre Erfahrung als Händler (Eurex-, Xetra- und NASD-Lizenz) und Portfolio- und Fondsmanager u.a. für Absolute-Return-Produkte bei Investmentboutiquen. Seit 2009 bei der FiNet Asset Management GmbH in Marburg als Fonds- und Portfoliomanager tätig.
Frank Huttel ist spezialisiert u.a. auf Produktentwicklung und der Fondsauswahl und hat fundiertes Know-how im klassischen sowie alternativen Asset-Management. Seit 2019 ist er SRI-Advisor (EBS) und Climate Reality Leader (2018). Außerdem ist er Mitinitiator von vividam, dem nachhaltigen Robo-Advisor.