Nachhaltige Investments liegen im Trend – das ist anhand zahlreicher Umfragen und Analysen unbestritten. Doch es zeigt sich auch, dass zahlreiche Anleger sich unsicher sind, wenn es darum geht eine finale Investment-Entscheidung zu treffen. Und diese Unsicherheit hat belgebare Gründe. So ist es eine immer wiederkehrende Antwort von Börsenexperten, wenn sie gefragt werden, welchen guten Tipp sie denn einem Einsteiger in die Welt des Investments mit auf den Weg geben würden: „Informiere dich stets gut über jene Märkte und dort aktive Unternehmen, in welche du dein Kapital investieren möchtest!“
Oder um es mit dem berühmten Satz eines Warren Buffet auszudrücken:
„Investiere nur in das, was du auch verstehst!“
Was also im Grunde als ein mehr als guter Ratschlag ist und im Grunde ohne irgendwelche Zweifel befolgt werden sollte, stellt sich jedoch in der praktischen Umsetzung nicht immer als ein allzu einfaches Unterfangen dar. Denn gerade bei den seit geraumer Zeit im Trend liegenden nachhaltigen Investments ist das Informationsangebot an einigen Stellen mehr als verbesserungswürdig. Das ist zumindest das Ergebnis einer aktuellen Online-Umfrage des Consulting-Unternehmens Bearing Point. Und einer der wesentlichsten Erkenntnisse dieser Online-Umfrage ist, dass insbesondere die Zielgruppe junger Anleger sich ein deutlich verbessertes Informationsangebot bei nachhaltigen Geldanlage-Angeboten wünscht.
Trotz mangelnder Informationen: Nachhaltigkeit steht bei jungen Anlegern an 1. Stelle
So führte das Consultingunternehmen Bearing Point kürzlich eine Online-Umfrage unter mehr als 5.000 Personen ab 18 Jahren aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Frankreich durch. Mit dem Ergebnis, dass beim Thema Geldanlage der Faktor Nachhaltigkeit ein elementarer Faktor bei der Entscheidungsfindung ist. Und zwar deutlich vor den Faktoren
• Sicherheit
• Rendite
• Kosten
So steht bei der Entscheidung Geld anlegen zu wollen, für 10 Prozent der Befragten im Alter zwischen 18-24 das Thema Nachhaltigkeit an erster Stelle. Diese 10 Prozent mögen dabei eher als kleiner Prozentsatz wirken, doch im Vergleich zu den 5 Prozent mit Nachhaltigkeitsanspruch in der Zielgruppe der 44- bis 54-Jährigen, zeigt sich der Unterschied dann doch recht deutlich. Und der wesentliche Grund warum zwischen den beiden Altersgruppen ein solcher Abstand liegt, zeigt sich beim Thema Kosten. Denn vor allem die älteren Anleger stören sich an den vermeintlich höheren Kosten bei nachhaltigen Investment-Angeboten.
Junge Anlegerschaft legt Wert auf nachhaltige Investments, Kosten sind nebensächlich
So zeigt sich in der Auswertung der Bearing Point Umfrage, dass nur 19 Prozent der Bürger aus den 4 Ländern Deutschland, Österreich, der Schweiz und Frankreich gewillt wären, höhere Kosten für nachhaltige Anlageprodukte in Kauf zu nehmen.
Wo hingegen für mehr als 30 Prozent der befragten 18- bis 24-jährigen Anleger jene Kosten bei „grünen“ Investments eher von nachrangiger Bedeutung sind. Runtergebrochen auf den deutschen Anleger-Markt bedeutet dies, dass rund jeder Sechste mit erhöhten Kosten für nachhaltige Investmentprodukte einverstanden wäre, jedoch bereits jeder Vierte der jungen Altersgruppe.
Informationsangebote zu nachhaltigen Geldanlagen – bei Banken eine Baustelle
Doch der eigentliche Knackpunkt stellt der jüngeren Kundengruppe das Thema Information dar. So äußerte sich fast jeder zweite Befragte in der Zielgruppe der 18-24 jährigen dahingehend, dass die gebotenen Informationen zu nachhaltigen Anlage-Produkten oftmals zu viele Fragen offen ließen. Sie fühlten sich allzu häufig nicht umfassend und zufriedenstellend informiert, was letztendlich zu der Entscheidung führen würde, NICHT zu investieren. Hier zeigt sich also ein deutlicher Nachhol- und Verbesserungs-Bedarf für die Anbieter nachhaltiger Anlage-Produkte. Insbesondere wurde hier das Informationsangebot von Banken kritisiert.
So gaben 65 Prozent der Befragten an, über das Angebot an nachhaltigen Produkten im Portfolio der eigenen Hausbank keinerlei oder nur sehr geringe Kenntnis zu haben. In Deutschland ist dieser Anteil mit 67 Prozent sogar noch höher. Ein Wert, der sich insbesondere im deutschen Markt im Vergleich zum Jahr 2020 nochmals verschlechtert hat. Denn in der Umfrage im Jahr 2020 gaben „nur“ 63 Prozent an, zu wenig über ESG-konforme Geldanlagen beziehungsweise nachhaltige Investments der eigenen Hausbank zu wissen. Dabei haben gerade die Banken aufgrund bestehender Kundenverbindungen im Bereich Girokonto etc. den besten Zugang, um auch das Thema Nachhaltige Geldanlagen voranzutreiben.
Ein Punkt, den auch Thomas Steiner, globaler Leiter Banking & Capital Markets bei Bearing Point, so bestätigt:
„Die Kommunikation der Banken zu nachhaltigen Finanzprodukten ist ausbaufähig. Es kann nicht im Interesse der Banken sein, dass für einen Großteil ihrer Kunden nachhaltige Finanzprodukte quasi eine Blackbox sind.“
Prokurist und Leiter Portfoliomanagement, Wirtschaftsinformatiker (EBS), über 25 Jahre Erfahrung als Händler (Eurex-, Xetra- und NASD-Lizenz) und Portfolio- und Fondsmanager u.a. für Absolute-Return-Produkte bei Investmentboutiquen. Seit 2009 bei der FiNet Asset Management GmbH in Marburg als Fonds- und Portfoliomanager tätig.
Frank Huttel ist spezialisiert u.a. auf Produktentwicklung und der Fondsauswahl und hat fundiertes Know-how im klassischen sowie alternativen Asset-Management. Seit 2019 ist er SRI-Advisor (EBS) und Climate Reality Leader (2018). Außerdem ist er Mitinitiator von vividam, dem nachhaltigen Robo-Advisor.